Als die Firma SUN Microsystems Mitte der Neunziger die Programmiersprache Java "salonfähig" präsentierte, machte sich eine allgemeine Euphorie breit. In den ersten Java-tauglichen Browsern erschien der animierte "Duke", das Java-Maskottchen, und regte die Phantasie von vielen Software-Entwicklern in aller Welt an. Dabei war es nicht beachtenswert, dass jetzt eine weitere der bereits endlos vielen sinnlosen Animationen im Web zur Verfügung stand. Nein, revolutionär war die Technologie, die hinter dem tanzendem Duke stand - eine einfache Programmierumgebung, die das Netz auf eine neue Weise nutzt - und löste wahre Begeisterung in aller Welt aus, womit Java an die Spitze der Software-Technologie hervorpreschte.  
   
  Was ist nun Jini?
Jini ist eine Sammlung von Java-Klassen und -Diensten mit dem Potential, eine eigene Revolution auszulösen, da sie eine völlig neue Nutzung der Technologie ermöglicht. Mit Jini können kooperierende Geräte, Dienste und Anwendungen nahtlos aufeinander zugreifen, sich an eine permanent sich wandelnde Umgebung anpassen und Code und Konfigurationen in transparenter Weise gemeinsam nutzen. Man kann sagen, Jini ist eine Menge von Spezifikationen, mit deren Hilfe sich Dienste im Netz finden können, und die einen Rahmen definieren, innerhalb dessen sich diese Dienste an bestimmten Operationen beteiligen können.
Die Menge von Diensten, die sich innerhalb eines bestimmten Netzwerks befinden, nennt man Jini-Gemeinschaft, oder Dschinn.
Hier ein kleines Beispiel für ein Jini-Netzwerk: Sie betreten mit Ihrem Jini-tauglichen Notebook ein Entwicklungslabor mit Jini-Netzwerk. Sie schliessen ihren Rechner an, und schon kann ihr Notebook alle im Netzwerk vorhandenen Dienste nutzen, die für sie freigegeben sind, z.B. Druckdienste oder Datenverarbeitungsdienste. Das Notebook muss nicht zeitraubend mit Treibern "gefüttert" werden, um den Drucker nutzen zu können, sondern der Jini-Druckdienst registriert sich selbstständig, und ist sofort verfügbar. Verlassen sie den Raum, vergisst ihr Notebook, welche Dienste es gerade noch benutzt hat. Ebenso leicht kann z.B. die Integration eines Diagnose-Rechners in ein Jini-taugliches Netzwerk zur Steuerung einer vollautomatisierten Produktionsstrasse sein.
 
   
  Wichtig ist, dass jedes Hardware-, aber auch jedes Software-Element eines Jini-Netzes nur als ein Dienst angesehen wird. Jini unterscheidet also nicht zwischen Hard- und Software, was das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten erheblich vereinfacht. Die Begeisterung für Jini ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass es eine Interaktion von Hardware und Anwendungen ermöglicht,sondern auch darauf, dass es dafür ausgelegt ist, eine solche Interaktion von Diensten in einer dynamischen und stabilen Art und Weise zu gewährleisten.
Diese Interaktion hat drei grundlegende Merkmale:
 
   
 

 

  • Die Jini-Umgebung erfordert keine Benutzer-Interaktion, um Dienste on- oder offline zu stellen. (Wenn man vom Ein-oder Ausschalten des Geräts bzw. der Software-Anwendung absieht)
  • Die Jini-Gemeinschaft (Dschinn) hat Selbstheilungskräfte: Sie kann sich anpassen, wenn Dienste oder Konsumenten von Diensten kommen und gehen.
  • Konsumenten von Jini-Diensten benötigen kein Vorwissen über die Implementierung von Diensten. Der Konsument lädt die Dienste-Implementierung dynamisch, ohne dass eine Konfiguration oder Intervention des Benutzers nötig ist.
 
   
  Aufgrund dieser Merkmale eignet sich Jini ideal für eine dynamische Umgebung, in der mobile Computer und software-basierte Dienste kommen und gehen und/oder in der die Administration von Diensten so einfach wie möglich sein muss.